DUISBURG (07.03.2019). Heringsstipp selbst gemacht. Das Lied von Aschermittwoch, an dem alles vorbei ist, selbst gesungen. Und die Rede des AWO-Geschäftsführers Veysel Keser gekonnt vorgetragen.
Der Karnevalskehraus des AWO-Ortsvereins Rumeln-Kaldenhausen hatte eine ausgesprochen persönliche Note. Über 65 AWO-Freunde im südlichen Westen der Stadt feierten gemeinsam den Abschied von den tollen Tagen.
Die gerade wiedergewählte Vorsitzende des AWO-Ortsvereins Rumeln-Kaldenhausen, Astrid Hanske, begrüßte zum traditionellen Fischessen am Aschermittwoch die Gäste im AWO-Treff auf der Kapellener Straße.
Und sie hatte auch gleich eine gute Nachricht: Für den Heringsstipp mit Matjes hatte sie selbst zum Messer gegriffen. Gemeinsam mit Christel Wirtgen hatte sich die Chefin an die Zubereitung gemacht. Das Rezept hatte Cordula Römer, Leiterin des Begegnungs- und Beratungszentrum im AWO-Treff, beigesteuert.
Das klassische Gericht gegen den Karnevalskater schmeckte großartig. Astrid Hanske konnte zufrieden feststellen: „So etwas gelingt, wenn alle zusammenarbeiten.“
Eine weniger gute Nachricht musste die Vorsitzende ebenfalls gleich zu Beginn des Feier-Abends machen. Veysel Keser, AWO-Geschäftsführer, konnte seine Klartext-Rede nicht selbst halten. Veysel Keser musste krankheitsbedingt kurzfristig absagen. Die Rede aber schickte er per E-Mail an Astrid Hanske. Die gab sie dann gleich an den Revisor Ulrich Kosakowski (Foto) weiter, der sie mit sonorer Stimme sehr launig und an den richtigen Stellen auch bestimmt vortrug.
In seiner Aschermittwochs-Ansprache hatte Veysel Keser ein Lob auf die Frauen in der AWO eingebaut. Astrid Hanske als Vorsitzende hörte da Anerkennung für ihre Arbeit.
Zugleich rückte Veysel Keser mit Blick zurück auf 100 Jahre AWO-Geschichte die Gründerin Marie Juchacz in den Mittelpunkt. Sie habe übrigens 1945 auch die Arbeiterwohlfahrt USA gegründet. Was Donald Trump sicher nie einfallen würde, wie Veysel Keser mit einem politischen Seitenhieb ausrichten ließ.
Man könne stolz sein, Mitglied der Duisburger AWO zu sein, hatte der Geschäftsführer ebenfalls aufgeschrieben, denn die AWO sei ein „prima Laden“. Er machte zugleich deutlich, dass auch nach 100 Jahren längst nicht alle Arbeit getan sei. Armut in einem reichen Land wie Deutschland erleben zu müssen, das mache ihn regelrecht wütend, hatte Keser formuliert. Er rückte dabei die Situation von vielen älteren Menschen und von Kindern, die auf staatliche Hilfe zum Leben angewiesen seien, ins Scheinwerferlicht.
Ulrich Kosakowski sagte im Namen von Veysel Keser, dass die Rede vielleicht nicht so lustig sei, wie man es erwartet habe. Es gehöre aber auch zum guten Ton der AWO in Duisburg, klare Worte zu sprechen und nicht um den heißen Brei herumzureden. Der redende Revisor Ulrich Kosakowski konnte sich über donnernden Applaus freuen.
Zum Thema klare Worte passt ebenfalls: Beim gemütlichen Zusammensein stimmten die Ex-Jecken aus dem Westen das ultimative Lied zum Tage an: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei.“
Astrid Hanske: „Wir hatten eigentlich keinen musikalischen Beitrag vorgesehen. Aber den Gästen an einem Tisch war einfach danach, das Lied zu singen. Da haben wir es dann gemacht.“
Dazu gehört dann auch: So schön es auch sei, gegen halb zehn Uhr am Abend war alles in Rumeln-Kaldenhausen vorbei. Und die Schüsseln mit dem Heringsstipp waren auch leer.
(Text: Hermann Kewitz)