DUISBURG (18.06.2021). Die Jacke hat ein Loch, der Föhn geht nicht mehr an. Schnell werden Dinge weggeworfen, obwohl oft nur ein kleiner Handgriff nötig ist, um sie wieder in Ordnung zu bringen. Cornelia und Hansgerd Lamberti helfen genau dann im Repair-Café in Rumeln-Kaldenhausen weiter.
Repair-Cafés haben ihren Ursprung in den Niederlanden, wo 2009 die erste Initiative von Freiwilligen gestartet wurde, um dem zunehmenden Anteil an nur leicht oder teilweise gar nicht defekten Gegenständen, die auf dem Müll landen, aktiv entgegen zu wirken. Das Konzept wurde zum Erfolg und wird mittlerweile an zahlreichen Orten in Europa angeboten. So auch bei der AWO-Duisburg mit fachmännischen und leidenschaftlichen Ehrenamtlichen wie den Lambertis.
Das eigene Können für andere zugänglich machen
AWO-Ortsvereinsvorsitzende und Vorstandsmitglied Astrid Hanske hatte den Plan, in Rumeln-Kaldenhausen ein Repair-Café ins Leben zu rufen. Als sie sich bei einer anderen Freiwilligen-Initiative dieser Art informierte, traf sie auf Cornelia und Hansgerd Lamberti, die die Ansprechpartner vor Ort waren. Was sich als Glücksfall erwies. Man kam ins Gespräch und als Astrid Hanske von ihrem Plan erzählte, ein Repair-Café direkt bei der AWO anzubieten, waren die Lambertis sofort begeistert und boten an: „Klar, da wären wir dabei!“ So wurde mit einem Team aus Gleichgesinnten der Standort an der Kapellener Straße aufgebaut, der Anfang 2019 mit einem umfangreichen Angebot an handwerklichen Dienstleistungen an den Start ging. Das Konzept ist so einfach wie effektiv: Bürgerinnen und Bürger bringen defekte Dinge – vom Kleinelektro-Gerät über Kleidung bis hin zu Möbelstücken oder Ähnlichem – ins Repair-Café, lassen sie von den sich dort engagierenden Fachleuten prüfen und reparieren. Der Aufwand ist dabei ganz unterschiedlich. Manches muss zugesägt oder neu justiert werden, an anderer Stelle wird schnell ein aufgetrennter Saum zugenäht und es kommt auch vor, dass nur eine Batterie leer ist, die der Eigentümer des Geräts selbst wechseln kann.
Wer ins Repair-Café kommt, trifft zunächst auf Cornelia Lamberti. Die 61-Jährige begrüßt alle Neuankömmlinge herzlich, nimmt das Anliegen schriftlich auf und vermittelt an die entsprechende „Fachabteilung“ in der Werkstatt weiter. Dass die Initiative mehr als nur eine reine Diensterbringung ist, ist auch der Verdienst aller beteiligten Mitglieder der AWO. Diese versorgen die Besucherinnen und Besucher mit Kaffee und Waffeln. So ist im Laufe der Zeit ein geselliger Nachmittag während der Öffnungszeiten des Repair-Cafés entstanden, der auch Menschen aus der Nachbarschaft, die nichts zu reparieren haben, auf einen kleinen Plausch anzieht.
Hansgerd Lamberti ist gelernter Elektrotechniker im Ruhestand und einer der Ansprechpartner in der gefragtesten Abteilung des Cafés. Defekte Elektrogeräte machen den größten Teil der Arbeit aus und Herr Lamberti freut sich, dass er in der Regel immer helfen kann. Nur ganz selten setzt er ein Gerät außer Betrieb, wenn davon Gefahr ausgehen könnte oder es so alt ist, dass sich keine Ersatzteile mehr auftreiben lassen.
Er erklärt, dass viele Leute zunehmend Probleme haben, Hilfe zu finden: „Die Fachgeschäfte, die auch reparieren, werden immer weniger in der Stadt. Und die großen Ketten bieten entweder gar keine Reparaturen an oder die Kosten stehen in keinem Verhältnis zum Wert des Gerätes.“
Für ihn ist es ärgerlich, wenn dann Sachen auf dem Müll landen, die noch viele Jahre gute Dienste leisten könnten. Sein Können und Fachwissen setzt er zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen im Repair-Café nur zu gerne ein, um dem Wegwerf-Trend entgegen zu wirken. Es macht ihn zufrieden, am Ende eines Nachmittags im Repair-Café vielen Leuten geholfen zu haben, ihren Sachen ein zweites Leben zu schenken und im Endeffekt viel Geld zu sparen.
Ehrenamt wird immer gebraucht
Die Resonanz auf das Repair-Café ist groß und der Bedarf nach fachkundiger Unterstützung wächst, je bekannter die Initiative wird, betonen die Lambertis. Zuletzt kamen im Schnitt zwischen 20 und 30 Besucherinnen und Besucher in das Café, das einmal im Monat für drei Stunden öffnet – eigentlich! Denn Corona hat die fleißigen Ehrenamtlichen auch hier gezwungen, den Betrieb erst einmal komplett herunterzufahren. Eine Reparaturwerkstatt kommt nicht ohne Kontakt aus.
Hansgerd Lamberti ist jedoch zuversichtlich, dass es bald wieder losgeht. „Wir planen gerade, wann und wie das Café wieder öffnet. Jetzt gibt es das Infektionsgeschehen endlich her, in die konkrete Organisation zu gehen. Uns fehlen die Menschen, die Gespräche und die abwechslungsreiche Tätigkeit schon sehr“, beschreibt der 66-Jährige die derzeitige Situation.
Zum Schluss haben die Lambertis noch ein kleines Anliegen. „Wir können gut noch mehr Unterstützung durch Ehrenamtliche gebrauchen“, erklären sie. „Gerne auch jemanden, der Uhren reparieren kann, die Nachfrage ist groß, aber die Fachkräfte rar. Vielleicht finden sich noch mehr Experten, die wie wir in Rente sind und sich gern für eine gute Sache engagieren möchten.“
Für ihren herzlichen und fachkundigen Einsatz dankt die AWO den #EHRENLAMBERTIS und ihrem Team des Repair-Cafés in Rumeln von ganzem Herzen und wünscht ihnen einen gelungenen Neustart nach der Pandemie.